Nach einer durchgeführten Feuerwehrübung, in den ehemaligen Wohnräumen im ersten Stock der "Alten Schule", kam die Idee auf, dass es doch viel zu schade sei, diese Räume gänzlich ungenutzt zu
lassen.
Über 140 Jahre diente dieses Gebäude dem Ort Haingrund und ausgerechnet unsere Generation soll es nun sein, welche den Verfall zulassen wird? Nein. Das muss besser gehen!
Das "Digital Retro Park Museum", in Offenbach am Main, zeigt eindrucksvoll, dass es eine große Interessentengruppe für das Thema "Geschichte der Heimcomputer und Spielekonsolen" in unserer Gesellschaft gibt. Allerdings ist das Offenbacher Museum zum Erfolg verdammt: Laufende Mietkosten müssen erwirtschaftet werden.
Ein eben solches Museum im kleinen Odenwalddorf Haingrund wirtschaftlich zu betreiben erscheint kaum möglich.
Es ist schlichtweg nicht mit ausreichend Besuchern und somit Einnahmen zu rechnen.
Doch was wäre, wenn hier kein wirtschaftlicher Erfolg nötig wäre?
Es entstand der Leitgedanke: Die Gemeinde verlangt keine Miete, dadurch besteht auch keine Notwendigkeit Eintritt zu verlangen.
Lediglich die anfallenden Stromkosten müssen gedeckt sein. Dies soll über freiwillige Spendeneinnahmen geschehen.
Die Räume im ersten Stock der "Alten Schule" wurden dem Museumsprojekt zur Verfügung gestellt. Jedoch befanden sie sich in keinem brauchbaren Zustand. Es wurde daher vereinbart, dass die Räume in Eigenleistung "aufgehübscht", jedoch nicht saniert werden.
Die Luft steht und es müffelt. Nur selten kommt in die Räumlichkeiten im 1. OG frische Luft.
In der ehemaligen Küche finden sich noch alte Einrichtungsgegenstände, während in den restlichen Räumen nur noch die alten Ölöfen zu finden sind.
Im ersten Schritt wird das noch vorhandene Inventar ins Badezimmer verbracht. Dieses sollte anfangs nicht als Museums-Raum hergerichtet werden.
Bis in den April hinein wurden sämtliche Wand- und Bodenbeläge entfernt und entsorgt. Durch die vielfachen Tapeten-, Farb- und Beschichtungsaufträge konnte der darunterliegende Lehmputz nicht mehr "atmen" und verlor seine feuchtigkeits- und geruchsregulierenden Eigenschaften. Kaum war alles entfernt roch es direkt angenehmer.
Eines wurde bei diesen Arbeiten sonnenklar: Die vorhandene Elektrik ist antiquiert und taugt bestenfalls noch für die Beleuchtung der Räume. Das muss neu!
An vielen Stellen kam die ursprüngliche Wandgestaltung wieder ans Tageslicht. Florale Bordüren und Ziermalereien schmückten einst die ehemalige Lehrerwohnung. Sicherlich war dies einmal eine richtig schöne Behausung gewesen.
Wände und Böden sind von allen alten Belägen befreit, außer in der ehemaligen Küche, hier soll der vorhandene PVC Boden gereinigt werden und verbleiben.
Die Decken bleiben wie sie sind. Hier wurde einst mit kreidenden Kleisterfarben gearbeitet, worauf ohne weiteres keine Farbe haftet.
"Dann wird eben nicht an die Decke geschaut!"
Eine sehr staubige Angelegenheit war das Abschleifen der Wände, um die restlichen Farbrückstände zu entfernen. An vielen Stellen zeigten sich Löcher und Risse im Putz.
Es galt auch ein paar Bausünden zu entfernen. Einige Schadstellen im Lehmputz sind in der Vergangenheit mit Beton und Gips gestopft worden. Diese Baustoffe vertragen sich nicht mit dem Lehm und brachen am Stück heraus. Alle größeren Schäden wurden mit frischem Lehmputz grob ausgebessert.
Im nächsten Schritt wurden die geflickten Wände mit feinem Lehmstreichputz mehrfach überstrichen. Auf weitere Wandbeläge wird bewusst verzichtet, um dem Lehm seine guten Raumklimaeigenschaften nicht wieder zu nehmen.
Am 24.12.2020 sollte das Museum eigentlich eröffnet werden. Bedingt durch die Corona-Pandemie war dies jedoch nicht möglich. Nichtsdestotrotz wurden die Räume bis zu diesem Zeitpunkt fertig.
Das Ziel, mit relativ geringem Materialeinsatz, die Räume museumstauglich zu machen, wurde erreicht. Dabei wurde darauf geachtet, dass die verwendeten Baumaterialien der vorhandenen Bausubstanz nicht schaden. Alle Einrichtungsgegenstände, vom Teppichboden bis zu den Tischen, wurden so gewählt, dass sie in kurzer Zeit wieder entfernt werden können.
Jeder Raum hat einen separaten Stromkreis erhalten. Das gesamte Stockwerk ist nun mittels eines Fehlerstromschutzschalters abgesichert. Eine zentrale Heizung hingegen existiert nicht.
Neues Leben in den alten Räumen!
Das Yesterchips Museum gilt als "Übergangsnutzung", bis es eine bessere Lösung für die "Alte Schule" gefunden wird.
Das bedeutet: Mit dem Spaß kann es jederzeit vorbei sein.
Anfang 2022 wurde schließlich doch der Entschluss gefasst, die bisherige "Baubude", im ehemaligen Badezimmer, ebenfalls in einen Museumsraum umzuwandeln.
Am 28.04.2022 konnte der Raum, als "neuer Konsolenraum", erstmals durch die Besucher genutzt werden.
28.09.2023: Aus der "Dachkammer", wohl zuletzt als Kinderzimmer genutzt, zwischenzeitlich Abstellraum des Museums, soll ein kleines "Arcade-Zimmer" werden. Das Ganze sollte schnell realisiert werden, durch Einsatz von Messeteppich als Wand-, Decken- und Bodenverkleidung. Leider verzögerte ein Wassereinbruch das Projekt um einige Wochen.
Pünktlich zur "Glühweinkerb 2024" der IGH, am 22.02.24, wurde der Raum eingeweiht.
Ohne das Offenbacher "Digital Retro Park" Museum hätte es das "Yesterchips Museum" nie gegeben.
Ein Besuch dort lohnt sich! Auf gut 200 m² Ausstellungsfläche sind rund vierzig funktionsfähige Geräte (Computer und Konsolen) ausgestellt und dürfen benutzt werden.